Wullenstetten

Zahlreiche Funde aus römischer Zeit lassen annehmen, dass hier schon im 1. Jahrhundert n. Chr. ein römischer Gutshof lag. Der Ort wurde vermutlich als Raststation an der Illerstraße im frühen Mittelalter gegründet und gehörte wohl zu den ältesten Besitzungen der Grafen von Kirchberg. Die Grafen sind von 1087 an urkundlich bekannt und wohnten zunächst auf ihrer Burg in Kirchberg jenseits der Iller, 1093 gründeten sie das Kloster Wiblingen.

Die Grafen von Kirchberg, denen u. a. Bischof Bruno von Brixen (1250-88) entstammte, teilten sich in mehrere Zweige, von denen sich einer ab 1322 nach Wullenstetten benannte und dort eine Burg erbaute, die wohl auf Mausers Buschele wenig westlich der Kirche gestanden haben dürfte. Dort wurde 1929 ein fünfeckiger Grabenzug ermittelt, der offenbar von dem Burgstall herrührt, der noch im Salbuch (Verzeichnis) der Herrschaft von 1482 genannt ist. Nach den Ausgrabungsfunden war diese Anlage im 14. und 15. Jahrhundert bewohnt und ist dann durch einen Brand zerstört worden.

Graf Wilhelm von Kirchberg geriet durch Verschwendung in Schulden und musste 1481 die Herrschaft Wullenstetten an Herzog Georg den Reichen von Bayern zu Landshut verkaufen. Im Landshuter Erbfolgekrieg fiel die Herrschaft an Kaiser Maximilian, der sie schließlich 1508 an die Fugger verkauft. 1724 erwarb sie das Erzhaus Österreich zurück, vergab sie aber 1735 wieder als Lehen an die Grafen Fugger. 1806 wurde sie dann bayerisch. Wullenstetten wurde noch im 15. Jahrhundert Gerichtsort.

Nach dem Salbuch von 1482 umfasste das Dorf sechs Höfe, sechs Lehen und 17 Sölden samt Schmiede, Badstube und Taverne. 1515 hatte die Herrschaft dort 163 Leibeigene. Um 1820 wohnten 340 Einwohner in 60 Häusern, bis ins Jahr 1906 stieg die Zahl auf 402 Einwohner in 92 Häusern. Nach dem 2. Weltkrieg hat sich die Bevölkerungszahl bis heute auf 3000 erhöht.

Der Kirchenschatz zu Wullenstetten kam 1289 durch Tausch von Graf Konrad d. J. von Kirchberg an seinen Vetter Graf Konrad d. Ä., der sich am Ort den Herrschaftssitz ausbaute. Zur Pfarrei gehörten Senden und die Häuser auf dem Berge zu Witzighausen bis 1787, Hittistetten bis 1914. Ein Frühmessbenefizium St. Katharina wurde 1371 von Graf Wilhelm von Kirchberg zu Wullenstetten gestiftet. 1861 wurde mit demselben das Benefizium St. Josef in Witzighausen vereinigt. Das Benefiziatenhaus wurde 1772 von Jakob Jehle von Obenhausen erbaut, das später mehrfach veränderte Pfarrhaus stammt aus dem Jahr 1480. Die Pfarrkirche „Zu unserer lieben Frau“ (Maria Verkündigung) wurde 1610 erbaut und 1782 als flachgedeckter Saalbau neu ausgestattet, u. a. mit einem Deckengemälde von Konrad Huber. Die übrige Ausstattung stammt aus dem 15., 16. und 18. Jahrhundert, der spätgotische Turm etwa von 1480.